Vita

Warum nicht mal Deutschlands einzigen professionellen körperbehinderten Komiker kennen lernen? Wenigstens in einer knappen Vita…

Sie sehen so gut aus auf der Bühne und auch privat. Aber schade ist es schon…

analytische Zusammenfassung einer Zuschauerin
über den Aggregatzustand Martin Frommes

  • geboren 1962
  • 1986 Gründung der Comedy-Show „Der Telök“
  • seit 1986 15 Bühnen-Programme mit über 1800 Auftritten
  • TV-Auftritte mit dem TELÖK: Harald Schmidt-Show (SAT 1), Hut ab (ZDF), RTL Samstag Spät Nacht (RTL), XOV (VOX), MDR (Lachmesse) undundund…
  • 2006/2007 12 Folgen „Para-Comedy“ für ComedyCentral
  • 2009 Rolle des Gernot Graf bei STROMBERG (Pro7)
  • 2011 Solo-Comedy-Standups im TV (Extra3, RTL FunClub…)
  • Ab September 2011 Moderator der TV-Sendung „selbstbestimmt“ (MDR)
  • 2011 TV-Sendung „Bullshit“ (ZDFneo)
  • am 19.12.12 erscheint das erste Buch (Carlsen-Verlag), ein schöner, sarkastischer und kluger Behinderten-Knigge
  • auf Tour mit dem Solo-Programm „Besser Arm ab als arm dran“
  • ab August 2015 neues Internet-Format in Zusammenarbeit mit der Aktion Mensch – FROMMEDY
  • 2016 „Meine heile Welt“ mit Michael Kessler
  • 2018 und immer noch Moderator der wunderschönen TV-Sendung „selbstbestimmt“/MDR

Ein kleines fiktives Interview

Darf man über das Thema „Behinderung“ Witze machen?

NIEMALS. Und wer das macht, dem soll der Unterarm abfallen.
Das passiert nämlich, wenn man schlechte Witze macht. Also mir ist es bisher einmal passiert. Deswegen passe ich jetzt auf und mache nur gute Witze über die Thematik „Behinderung“.
Man darf nicht nur Witze über Behinderung machen, man muß es sogar. Humor baut Berührungsängste ab. Das Mysterium Behinderung wird entmystifiziert.
Man darf herzlich lachen, weil man sich wiedererkennt. Als Nicht-Behinderter und als Behinderter in all den typischen Handlungsmustern. Jetzt wird damit aufgeräumt. Und wer könnte das besser, als Europas einziger professioneller körperbehinderter Komiker? NIEMAND. Und bisher hat es auch noch niemand gemacht.

Was ist eigentlich mit ihrem Arm?

Der ist weg. Ich hatte mich seinerzeit sehr stark in der Gebärmutter verhakt und ich konnte einfach nicht loslassen. Vielleicht waren es aber auch Nonnen, die mir aus Ärger darüber, dass ich Linkshänder war, den Unterarm mit einem Beil abgeschlagen haben, oder wenigstens abgebetet. Vielleicht ist es aber auch einfach nur eine Dysmelie.

Was ist mit dem anderen Arm?

Der ist als Wiedergutmachung doppelt so lang wie bei Nicht-Behinderten. Und die Funktionsweise ist auch modifizierbar, ähnlich wie bei einem Zollstock.

Haben Sie in der Schule andere Kinder gehänselt?

Und wie. Die sahen ja auch alle anders aus.

Wie soll man gucken, damit Sie nicht beleidigt sind?

Unterwürfig. Und man sollte vor allen Dingen immer einen 100 Euro-Schein in der Hand haben und diesen ganz klein zusammengefaltet in meine Hand pressen. Dazu sagen Sie bitte die Worte: „Das ist für Sie. Weil es so schade ist.“ Alternative wären Goldbarren und Immobilien.

Stehen Sie im Bus auf, wenn ein Behinderter einsteigt?

Wenn ein Behinderter auf einen Behinderten im Bus stößt, kommt es zum ultimativen Kampf um den Behindertensitzplatz. Ähnlich der Werbung „Mein Auto, mein Haus, meine Frau“. Hier aber „Mein Schwerbehindertengrad, meine Pflegestufe, meine schlimme Lebensgeschichte.“ Bei wem die im Bus anwesenden Fahrgäste mehr weinen, der bekommt den Sitzplatz.

Sprechen Sie Deutsch?

Nein. Das können wir im Ruhrgebiet nicht.

Reagieren andere Behinderte manchmal betroffen auf Ihren Humor?

Das habe ich in meinen 26 Jahren Bühnenerfahrung noch nie erlebt. Wenn ich in meinem Programm als wiederauferstandener Jesus zu einem Rollstuhlfahrer gehe und ihm mit den Worten „Steh auf Du kannst gehen“ meine Hand auf den Kopf lege und meine heilenden Kräfte wie immer versagen. Und ich mich dann mit den Worten: „Verdammt. Ich dachte das ist wie Radfahren, das verlernt man nicht“, umdrehe und wieder weggehe, dann ist das ein Miteinander Übereinander lachen. Das versteht jeder. Dem Publikum die Erlaubnis zu geben über Behinderung zu lachen befreit.
Kommen Sie mal in mein Comedy-Programm und ich erkläre Ihnen die Uhr. Mit langem und kurzen Uhrzeiger.

Haben Behinderte Sex?

Das kann ich noch nicht beantworten. Ich bin erst 49 Jahre alt. Behinderte Menschen dürfen erst ab 50 Sex haben.
Ich weiß nur, dass es für einen Blinden schwierig sein muß festzustellen, ob seine taubstumme Partnerin einen Orgasmus hatte.
Ich weiß nur, dass Behinderte mit Nicht-Behinderten aus Mitleid den Geschlechtsakt vollstrecken.

Glauben Sie, daß sich dieses Buch gut verkaufen wird?

Ich rechne mit circa 10 Millionen verkaufter Exemplare. Die Rechnung ist ganz einfach. 8% der gesamtdeutschen Bevölkerung ist behindert. Macht 6,4 Millionen Käufer. Fehlen noch 3,6 Millionen. Das sind dann die Krankenschwestern, Ärzte, Pfleger, Oberärztinnen, Heilpraktiker, Rettungsassistenten, Apotheker und alle Angehörigen der Behinderten, oder Menschen die mit einem Behinderten zu tun haben, oder schon mal einen gesehen haben. Das sind jetzt bestimmt schon 43,6 Millionen. Und dazu noch die rund 1,2 Milliarden behinderten Menschen weltweit. Da kommt ganz schön was zusammen an potentiellem Käufervolumen. Da sind 10 Millionen verkaufte Exemplare ganz schön runtergerechnet.
Vergessen hab ich noch die Menschen mit schlechtem Gewissen.
Dann werden es doch wohl 20 Millionen. Denken Sie daran. Es ist für einen guten Zweck. Es kommt direkt einem Behinderten zugute. Nämlich mir.

Spielen Sie Golf?

Selbstverständlich. Ich arbeite täglich daran mein Handicap zu verbessern. Durch das Training spüre ich auch schon etwas. Im letzten Jahr verlängerte sich mein Arm um 4cm. Leider war es der rechte Arm, aber immerhin. Man soll ja für Alles dankbar sein.

Wie kommen Sie auf Ihre Ideen?

Ich stelle mir ganz schlimme Dinge vor. Z. B. das mir der Hessische Rundfunk die Moderation vom neuen „Blauen Bock“ anbietet. Zusammen mit der aufgebahrten Lia Wöhr und Reno Nonsens. Wenn man sich das vorstellt, dass man dieses Angebot aus finanziellen Gründen annehmen müsste, dann arbeitet man 28 Stunden am Tag. Und da kommen dann natürlich jede Menge tolle Ideen zusammen.

Haben Sie einen Führerschein?

Ich weiß nicht ob Sie es wussten, aber ich wurde als siamesischer Zwilling geboren. Und zwar befand ich mich an der rechten Körperposition. Da hätte ich in Deutschland gar nicht fahren dürfen, sondern nur in England. Damit war ich nicht einverstanden. Ich habe mich vor vielen Jahren operativ trennen lassen. Jetzt brause ich mit meinem Ferrari Kombi wie wild umher.

Dürfen Sie alleine verreisen? Und soll ich Ihnen mit dem Koffer helfen?

Wenn Sie mir nur die Koffer mit meinen Arm-Prothesen ins Zimmer tragen könnten. Für jeden Anlaß muß man ja was dabei haben. Wer weiß…Oscar-Verleihung? Da hätte ich dann eine tolle Prothese mit echten Swarowski-Steinen im Angebot.
Und falls man mir den Vorsitz der Piraten-Partei anbieten würde einen wunderbaren Enterhaken.

Was hat Ihre Oma Ihnen gestrickt?

Da war ich strickt dagegen.

Warum heißt das Comedy-Duo, das Sie mit Dirk Sollonsch bilden, „Der Telök“?

Das ist eine Reminiszenz an den großen deutschen Showmaster Wim Telök.

Hat es Ihnen Spaß gemacht, bei Stromberg mitzuspielen?

Es war ein Gedicht. Herrlich. Die Rolle des Gernot Graf war mir auf den Leib geschrieben. Ein ganz sympathischer Charakter…so sympathisch, dass der liebe Gernot beim Kinofilm (wird im Frühjahr 2013 gedreht) eine kleine/große Rolle spielen wird. Ich freu mir ein Bein ab. Nee, lieber nicht.

Könnte eine Prostituierte im Rollstuhl trotzdem eine Wanderhure sein? Und wenn ja, hat diese Bordsteinschwalbe dann auch Laufkundschaft? Und wenn der Kunde dann nach vollstrecktem Geschlechtsakt das qualitative Urteil abgibt: „Die GEHT gar nicht!!!“, ist er dann behindertenfeindlich?

JETZT REICHTS ABER…